TOURENSKISCHUHE
Skitouren Special
Tourenskischuhe und ihre Eigenschaften. Was sollte man als Skitourengeher darüber wissen
Der Skitourenschuh ist der wichtigste Ausrüstungsgegenstand für das persönliche Empfinden des Skitourengehers. Er entscheidet maßgeblich über Freude und Qual auf einer Skitour. Dabei kommt es nur auf wenige Millimeter an. Eine leichte Druckstelle wird im Laufe der Stunden, die man sich im Schuh befindet, zu einer schmerzenden Stelle, bis man irgendwann nur noch raus will. Eine ordentliche Anprobe mehrerer Modelle im Fachgeschäft mit kompetenter Beratung ist beim Kauf fast unumgänglich. Die typischen Problemzonen, auf die man bei der Anprobe besonders achten sollte sind der Knöchel, das Schienbein, der Rist sowie der Zehenbereich.
Unterteilung in drei Kategorien
Außer der perfekten Passform hat ein Tourenschuh noch mehrere Eigenschaften, nach denen er in eine der 3 Kategorien Allmountain, Aufstiegsorientiert oder Abfahrtsorientiert zugeordnet werden kann.
Allmountain:
Die Allzweckwaffe: Sie bieten sowohl im Aufstieg als auch in der Abfahrt eine gute Performance. Zudem machen sie auch beim Gehen im Gelände ohne Ski eine gute Figur. Das kommt dem Skitourengeher vor allem auf den letzten Metern zum Gipfel zugute, wo die Skier oft am Skidepot zurückgelassen werden. Der Klassische Skitourenschuh für die meisten Skitourengeher, die sich nicht spezialisieren, sondern sowohl den Aufstieg als auch die Abfahrt einer Skitour lieben.
Aufstiegsorientiert:
Diese Schuhe richten sich vor allem an Athleten, denen die Zeit im Aufstieg wichtig ist, zum Beispiel Skirennläufern. Aber auch Skialpinisten auf langen und anspruchsvollen Touren, wo viel Ausrüstung zusammenkommt (Sicherungsmaterial, Kletterausrüstung, Biwakausrüstung, usw…), können vom geringen Gewicht dieser Tourenschuhe profitieren. Sie bieten meist auch eine höhere Schaftrotation, sind jedoch weniger steif, da das Material wesentlich dünner ist. Im Aufstieg sind diese Schuhe ein Gedicht, in der Abfahrt dafür umso weniger.
Abfahrtsorientiert:
Sie sind das genaue Gegenteil der Aufstiegsorientierten Schuhe und richten sich vor allem an Freerider und jene, die Wert auf maximalen Abfahrtsspaß legen. Da in diesem Bereich auch die Skier breiter und schwerer sind, müssen auch die Schuhe steifer und stabiler sein. Durch den höheren Flex-Wert bieten die Skischuhe eine bessere Kontrolle. Diese Stabilität wird durch mehr materialstärke erreicht, dadurch steigt auch das Gewicht der Schuhe.
Eigenschaften: Flex
Mit dem Flex Wert wird die Steifigkeit des Skischuhschaftes angegeben. Je höher der Flex-Wert, desto unbeweglicher ist der Skischuhschaft. Je unbeweglicher der Schaft, desto mehr Halt bietet der Schuh. Schränkt jedoch auch die Beweglichkeit im Sprunggelenk ein. Ganz salopp kann man sagen: Je niedriger der Flex Wert, desto höher ist der Komfort im Skischuh, desto weniger direkt ist jedoch auch die Kraftübertragung auf den Ski. Ein harter Schuh dagegen bringt das, was der Skifahrer macht direkter an den Ski. Verzeiht dadurch jedoch auch weniger und ist eher etwas für gute Skifahrer. Für Anfänger empfiehlt sich ein weicherer Skischuh vor allem aber aus dem Grund, dass er für die Entwicklung des Fahrkönnens wesentlich besser geeignet ist. Die Vorteile sind unter anderem eine bessere Dämpfung, komfortables Wohlbefinden und der größere Spielraum in Bezug auf die Skitechnik. Dem Könner dagegen wird ein weicher Skischuh zu schwammig sein. Er steht solide und zentral über den Ski und will die volle Kontrolle darüber. Mit dem Risiko, dass kleinere Fahrfehler eher mit einem Sturz bestraft werden.
Eigenschaften: Schaftrotation und Vorlagenwinkel
Schaftrotation:
Die Schaftrotation beschreibt den Winkel, den der Schaft in Bezug auf den Rest des Skischuhes maximal erreichen kann. Je größer dieser Wert ist, desto mehr Beweglichkeit lässt der Skischuh im Aufstieg zu. Was wiederum für mehr Komfort vor allem bei flachen oder schneefreien Passagen angenehmer ist. Dieser Winkel liegt bei den meisten Modellen um die 60 Grad.
Vorlagewinkel:
Entgegen der Schaftrotation ist der Vorlagewinkel eine wichtige Eigenschaft für die Abfahrt. Er legt die Neigung fest, die der Schaft im Vergleich zum Skischuh bei der Abfahrt nach vorne hat. Hier gilt: Je höher dieser Winkel ist, desto aggressiver ist der Ski in der Abfahrt. Übliche Werte bei Tourenskischuhen sind 15-18 Grad.
Eigenschaften: Anzahl der Schnallen, Innenschuh und Konstruktionsart
Anzahl der Schnallen:
An der Anzahl der Schnallen erkennt man recht schnell, wofür der Schuh vermutlich ausgelegt ist. Weniger Schnallen bieten den Vorteil, dass sie ein geringeres Gewicht haben, das geht jedoch auf Kosten der Stabilität, vor allem in der Abfahrt, wo der Fuß nicht mehr ganz so fest im Schuh fixiert werden kann. Je mehr Schnallen ein Schuh hat, desto mehr ist er auf eine gute Performance in der Abfahrt ausgelegt.
Innenschuh:
Tourenskischuhe haben einen Innenschuh, der bei vielen Modellen mittels Thermoverformung an den eigenen Fuß ganz individuell angepasst werden kann. Dazu wird der gesamte Schuh erwärmt, im warmen Zustand angezogen und zugeschnallt. Dadurch verformt sich der Schuh, passt sich an den Fuß an und behält nach dem Abkühlen diese Form bei.
Konstruktionsart:
Die meisten Skitourenschuhe werden inzwischen mit den Pin Bindungseinsätzen angeboten. Trotzdem sollte man Acht geben, da nicht alle Schuhe für jede Bindung geeignet und konzipiert sind. Manche funktionieren lediglich mit Pin- manche lediglich mit Rahmenbindungen.
Die richtige Größe
Wichtig beim Kauf von Tourenskischuhen ist es die richtige Größe zu finden. Anders als bei Wanderschuhen sollten die Skischuhe nur minimal länger sein als der Fuß. Ideal ist es, wenn im Aufstiegsmodus beim vorschieben des Fußes die Zehen vorne am Schuh anstoßen. Im Abfahrtsmodus haben sie dann vor allem auch dank des Vorlagenwinkels keinen Kontakt mehr im Zehen Bereich. Kauft man den Schuh jedoch zu groß, wird man im Schuh „schwimmen“ und nicht mehr die optimale Kontrolle über den Ski bekommen. Zudem weitet sich der Schuh nach den ersten Touren noch. Die ideale Passform ist entscheidend. Es hilft nur eines: Jeden Schuh ausgiebig anprobieren, herumgehen, so viele Bewegungen wie möglich ausführen und auf eventuelle Druckstellen achten (auch leichte!). Am besten kauft man Skischuhe am Nachmittag oder abends, da die Füße im Laufe des Tages leicht anschwellen. So kann man eventuelle Druckstellen besser erkennen. Auch die Socken spielen eine wichtige Rolle. Sie sollten in der Regel nicht zu dick sein, da auch hier der Fuß im Schuh mehr Spielraum hat.
Komfort und Peformance. Zwei besonders wichtige Faktoren, die ein Tourenskischuh erfüllen muss. Für keinen anderen Ausrüstungsgegenstand ist es so wichtig hier eine gute Balance zu finden. Wer will schon stundenlang in einen unbequemen Skischuh verbringen, nur um in der Abfahrt die perfekte Performance zu haben - das ist eher was für Skirennfahrer, die ihre Skischuhe für lediglich 2 Minuten aushalten müssen. Gleiches gilt jedoch auch umgekehrt: Was nützt der bequemste Skischuh, wenn er in der Abfahrt zu nichts taugt. Nicht umsonst ist meist der Skischuh der Gegenstand im Skitourenausrüstungsschrank, der vielen die meisten Probleme bereitet.