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LAWINENPROBLEME

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Die 5 Lawinenprobleme und ihre Bedeutung

Es gibt 5 sogenannte Lawinenprobleme, die international in den Lawinenbulletins jeweils mit einem eigenen Symbol dargestellt und beschrieben werden. Weiß man unterwegs, worauf man achten muss, kann man gezielt auf das momentan vorherrschende Lawinenproblem eingehen. Deshalb kommt ihnen in den Lawinenlageberichten neben der Lawinenwarnstufe sowie der Beschreibung der Gefahrenstellen (Expositionen) eine große Bedeutung zu.

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Neuschnee

Bei akuten Schneefällen kann es zu kritischen Neuschneemengen kommen. Ab wann die Neuschneemenge kritisch ist, hängt von mehreren Faktoren wie zum Beispiel der Temperatur oder den Eigenschaften der Schneedecke, auf der neuer Schnee fällt, ab. Das Problem tritt meist in allen Hangexpositionen auf. Die Schwachschicht ist häufig am Übergang zur alten Schneedecke, kann aber auch innerhalb der Altschneedecke oder auch innerhalb der Neuschneedecke sein. Vor allem mit trockenen Schneebrettern und Lockerschneelawinen ist zu rechnen. Im Normalfall ist die angespannte Situation nach einigen Tagen wieder vorbei.

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Triebschnee

Vom Wind verfrachteter Schnee wird als Triebschnee bezeichnet. Das kann während Schneefällen als auch nachher passieren. Triebschnee ist ausgesprochen unregelmäßig verteilt. Man findet ihn vor allem in windabgewandten Bereichen, in Rinnen, Mulden, hinter Geländekanten und generell auf windberuhigten Flächen. Häufiger ober der Waldgrenze als darunter. Die Schwachschicht befindet sich meist am Übergang zur alten Schneeoberfläche, kann sich aber auch innerhalb des Triebschnees befinden. Das Triebschneeproblem ist relativ gut zu erkennen. Beachte Windzeichen und lokalisiere Triebschneeansammlungen. Rissbildung, Wummgeräusche und frische Lawinen sind typische Alarmzeichen. Triebschnee kann sehr rasch entstehen und das Problem dauert üblicherweise einige Tage und es sind trockene Schneebrettlawinen zu erwarten.

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Altschnee

Das Problem entsteht durch Schwachschichten innerhalb der Schneedecke. Typisch sind eingeschneiter Oberflächenreif, Schwimmschnee oder kantige Kristalle. Spontane Lawinen sind selten. Altschnee kann sehr verbreitet vorkommen und tritt in allen Expositionen auf. Häufiger jedoch in schattigen, eher windgeschützten Hängen. Die Schwachschicht befindet sich oft tief innerhalb der Altschneedecke und kann über Monate, teilweise über den gesamten Winter zum Problem werden. Das Altschneeproblem ist schwierig zu erkennen, auch weil es oft keine Alarmzeichen gibt. Schneedeckentests können helfen, die Schwachschichten zu erkennen. Im Lawinenbulletin wird ebenfalls davor gewarnt. Meide in diesem Fall große Steilhänge und halte dich generell etwas zurück. Besondere Vorsicht ist bei Übergängen von Schneearm zu Schneereich geboten. Das Altschneeproblem ist die Hauptursache tödlicher Lawinenunfälle.

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Nassschnee

Das Problem entsteht durch zunehmende Schwächung der Schneedecke durch Schmelze oder Regen. Das Problem ist meist einfach zu erkennen. Beginnender Regen, Bildung von Schneeballen oder Schneerollen oder tiefes Einsinken in die Schneedecke kündigen die nassen Schneebrettlawinen an. Nach kalten, klaren Nächten sind die Bedingungen meist günstig. Nach warmen, bedeckten Nächten tritt das Problem bereits am Morgen auf. Regen auf eine trockene Schneedecke stellt ein unmittelbares Problem dar. Gutes Timing und eine gute Tourenplanung sind entscheidend.

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Gleitschnee

Die gesamte Schneedecke gleitet auf glattem Untergrund (z.B. Wiesen oder glatte Felsplatten) ab. Gleitschneelawinen kommen häufig bei mächtigen Schneedecken ohne Schwachschichten vor und können sowohl bei trockenen, kalten als auch bei einer nassen, 0°C isothermen Schneedecke auftreten. Lawinen lösen sich fast ausschließlich spontan. Wobei der Abgangszeitpunkt kaum vorherzusagen ist obwohl sie sich durch Gleitschneerisse (sog. Fischmäuler) ankündigen. Meist treten Gleitschneelawinen auf Südhängen auf, kommen aber auch in den anderen Expositionen vor. Das Problem kann Tage bis Monate bestehen. Eine Auslösung ist während des gesamten Winters möglich und kann zu jeder Tages- und Nachtzeit passieren. Im Frühjahr treten Gleitschneelawinen tendenziell eher am Nachmittag auf.

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In den vergangenen Jahren ist der gesamte Lawinenlagebericht immer mehr in Richtung dieser 5 Lawinenprobleme ausgelegt worden. Neben der allgemeinen Gefahrenstufe ist es die wichtigste Information, die man aus dem Bericht lesen kann. Mit dem Wissen über das vorherrschende Lawinenproblem hat man unterwegs den Vorteil sich viel besser auf die vorherrschende Lawinensituation anzupassen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

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Brunner Andreas - Südtirolalpin

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