
SELVAGGIO BLU
Trekking

Der Selvaggio Blu
Der Selvaggio Blu verläuft von Süd nach Nord immer entlang der wilden und zerklüfteten Felsküste des Golfes di Orosei. Er startet in Pedra Longa und führt über mehrere Tage bis zur Cala Luna oder sogar weiter bis nach Cala Gonone. Er wird gerne als schönster und anspruchsvollster Trekking Europas bezeichnet. Tatsächlich ist das Gelände hinsichtlich der Orientierung sehr anspruchsvoll. Kletterstellen bis zum IV. Grad sowie mehrere Abseilstellen (davon zweimal je 45 Meter) sind zu bewältigen und auch organisatorisch ist das Trekking ehern aufwändig. Das gesamte Wasser (und davon braucht es reichlich da man die Anstiege aufgrund der Ausrichtung immer in der prallen Sonne zu bewältigen hat) muss mitgeschleppt bzw. deponiert werden. Es braucht Kletterausrüstung und Schlafsäcke für die kühlen Nächte am Meer. Ein Abenteuer das man trotz der Nähe zum Meer und den vorbeifahrenden Ausflugsbooten der Touristen nicht unterschätzen sollte.
Etappe 1: Selvaggio Blu
Mit dem Taxi lassen wir uns zum Startpunkt nach Pedra Longa bringen. Die Route haben wir uns so eingeteilt, dass wir in 4 Etappen bis zur Cala Sisine gelangen. Wir haben uns ein Depot an der Cala Goloritze eingerichtet. Dort haben wir Wasser, Nahrung und ein zweites Halbseil für die zweite Hälfte des Trekks deponiert. Am ersten Tag wollten wir bis Portu Pedrosu kommen, dem ersten Biwakplatz direkt am Meer.
Schwer bepackt sind wir zunächst recht angenehm etwas oberhalb der Küste Richtung Norden spaziert. Auf einem perfekt markierten Pfad und ohne Orientierungsprobleme konnten wir so schon mal ordentlich Meter machen. Nach ca. 2km geht es zum ersten Mal ein längeres Stück nach oben. Es gilt einen Anstieg von knapp 700 Höhenmeter in der prallen Mittagssonne zu bewältigen. Allerdings immer auf einem nach wie vor perfekten Pfad und mit topfitten Beinen trotz der schweren Rucksäcke kein Problem.
Es geht an einer Hofstelle (Cuile Duspiggius) vorbei und nach ein paar Metern über einen Forstweg biegt man rechts ab und es beginnt langsam die Herausforderung mit der Orientierung. Zunächst sind noch jede Menge blaue Markierungen vorhanden und es wirkt fast übertrieben markiert. Doch schon bald werden diese Markierungen immer seltener und man wandert oft lange Strecken ohne zu wissen ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Dafür heißt es nach alternativen Markierungen zu suchen. Das bedeutet alles was nicht normal ist: häufig sind es Steine die in Astgabeln gelegt wurden, Steine mit natürlichen Löchern die in Bäumen hängen oder kaum sichtbare Steinmännchen. Sobald man wieder auf eine der blauen Markierungen trifft möchte man am liebsten den markierten Stein küssen.
Über felsiges extrem scharfkantiges Gelände geht es nun vorwiegend abwärts auf dem Kammrücken in Richtung steiler Felsküste. Ein Stück weit an dieser entlang geht es danach links hinunter in die Schlucht Bacu Tenadelli. Hier wartet die erste Kletterstelle (III). Doch zunächst heißt es auf abenteuerlich ineinander verkeilten Wacholder Ästen entlang der senkrechten Wände nach unten zu steigen und nachdem man das ausgetrocknete Bachbett durchquert hat auf der gegenüberliegenden Seite entlang von einigen Fixseilen und besagter Kletterpassage im III UIAA Grad nach oben zu klettern.
Danach verlieren wir zum ersten Mal komplett den Weg und versuchen mithilfe des GPS Tracks den engen Steig durch das widerspenstige Gebüsch wiederzufinden. Stundenlang irren wir immer Richtung Portu Pedrosu gehend im Unterholz umher. Irgendwann beginnt es leicht zu regnen und als wir nicht mehr damit gerechnet hatten finden wir zurück auf den Pfad. Dank des Regens ist er nun wie eine rostbraun gemalte Linie durch Erdspuren auf den Steinen deutlich zu sehen und einfach zu verfolgen. Wieder auf dem richtigen Weg erreichen wir bald darauf unser Ziel für den ersten Tag: Die malerische Bucht Portu Pedrosu.